Freikirche für den Niederrhein

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Untenstehend haben wir interessante historische Fakten über das Christentum am Niederrhein für Sie zusammengetragen. Viel Spass beim Lesen!

Entstehung des Christentums
und die Reformation am Niederrhein. 

Christentum am Niederrhein

Eine Vorbedingung für die Ausbreitung des Christentums am Niederrhein war die Eroberung linksrheinischer Gebiete durch die Römer unter Julius Cäsar im Jahr 54 vor Christus. Dieses Niedergermanien genannte Gebiet war Vorbereitungsplatz für Feldzüge gegen die Deutschen am anderen Rheinufer. Diese Feldzüge führten zu zahlreichen Kolonien und Kastellen auf deutschem Gebiet. Die wichtigsten Trier, Mainz und Köln. Köln wurde für den Niederrhein zu herausragender Bedeutung.  

Die Verbreitung des Christentums am Rhein 

Der überaus rege Handelsverkehr, der sich bald zwischen Italien und Niedergermanien entwickelte, führte zum ersten Erscheinen des Christentums am Rhein in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt bestanden die römischen Legionen schon zum Teil aus Christen. Da Christen damals noch verfolgt wurden, mussten sich die ersten kleinen Gemeinden im geheimen Treffen. Trotz des Druckes und der Verfolgung wuchs ihre Zahl unaufhörlich. Als 323 endlich Constantin als erster römischer Kaiser sich zum Christentum bekannte, konnten die christlichen Gemeinden am Rhein aus ihrer Deckung heraustreten. Es entstanden die ersten christlichen Kirchen.  

Der Adel und das Christentum am Niederrhein  

Kirche und Adel am Niederrhein

Auf weltlichem Gebiet entwickelte sich beginnend im 9. Jahrhundert allmählich aus dem Stand der Könige, über die Gaue, zu Richtern gestellten Grafen, die anfangs nicht im eigenen, sondern im Namen des Königs Regierungsrechte ausübten, ein erblicher Grafenstand, der darauf bedacht war, seine Gebiete immer zu erweitern. Dieser Grafenstand wollte gegenüber dem König immer freier und unabhängiger werden. Die Verbindung von weltlicher Machtstellung mit kirchlicher Würde bei der hohen Geistlichkeit war geeignet, der Kirche Jahrhunderte lang eine außergewöhnliche Blüte zu verleihen.  

Die Religion war in der Hand der Kirchenfürsten ein nicht zu unterschätzendes Mittel zur Erhöhung ihres Einflusses, ihrer Macht und Herrlichkeit. Der Landesadel suchte für seine Söhne und Töchter nach einflussreichen und gewinnversprechenden Stellungen in der Kirche, in den Domkapitels und Klöstern. So wurde der Adel für die Kirche eine große Stütze.  

Der Adel hatte damals eine große Sorge um die Erhaltung und Mehrung weltlicher Vorteile und Gebiete, sowie der Interessen des Reiches, nachdem die rheinischen Erzbischöfe um 1356 Kurfürsten geworden waren.  

Die Verweltlichung der Kirche  

Vor der Refomationszeit zeichneten sich die Erzbischöfe durch Kriege oder als Kriegshelden aus. Sie suchten Ruhm und Lust auf Schlachtfeldern, hielten Laster und Tugenden der weltlichen Großen und zeichneten sich nicht selten durch um unerhörte Arglist und Grausamkeit aus.  

Durch diese Verweltlichung der Geistlichkeit kam die Religion zu kurz. Ebenso vom niederen Klerus war wenig zu erwarten. Diese Umstände führten dazu, dass sich viele von der Kirche abgestoßen fühlten.  

Die Sprache als Zugang zur Religion 

Gottesdienste waren in der Regel auf Latein, welches die damaligen Menschen nicht verstehen konnten. So konnte die Religion, welche sich auf das eigene Herz, Gemüt und die Vernunft bezieht, nicht vermittelt werden. Es fehlte die eigene Sprache, die das Volk verstand. Da dies nicht seitens der Kirche geschah, nahmen Leute aus dem Volk selber die Verbreitung von Religionskenntnissen in die Hand. Sie standen im Widerspruch zum Leben und der Lehre der damaligen Kirche. Dies wird uns schon aus dem 12. Jahrhundert berichtet.  

Die Thalleute am Rhein 

Reformation am Niederrhein

Wir haben es hier wohl mit dem ersten Erscheinen der Thalleute am Rhein zu tun. Diese gingen von den alten Tälern Piemonts aus und hatten in Peter von Lyon, Petrus Waldus genannt, einen Hauptvertreter ihrer Lehrer. Zu ihren Mitgliedern zählten sie weder Adelige, noch Geistliche und Bauern, sondern vorwiegend Geschäftsleute, Hausierer, Handwerker und besonders Weber. Das neue Testament war die alleinige Quelle und Grundlage ihres Glaubens.  

Auch wenn sie sich noch manchmal der herrschenden Kirche zugehörig fühlten, so hatten sie doch unter ihren Lehrern besondere, heimliche Zusammenkünfte und Gottesdienste. Sie forderten eine lebendige, biblisch-christliche Frömmigkeit und eine innere persönliche Wiedergeburt durch den Heiligen Geist von denjenigen, die sich Christen nennen wollten. Sie übten strenge Zucht, sorgfältige an Gütergemeinschaft grenzende Unterstützung der Armen und Enthaltung von weltlichen Lustbarkeiten.  

Hierdurch widersprachen sie natürlich den Sitten und Lehren der herrschenden Kirche. Ihre Lehre von der Taufe und dem Heiligen Abendmahl stimmte mit der nochmalig reformierten Lehre überein, weshalb sie später von den Reformierten immer ohne weiteres als Glaubensgenossen angesehen wurden. Was ihre Verbreitung beflügelte, waren einerseits die Verfolgungen, denen sie ausgesetzt waren, sowie andererseits der Anschluss an die jeweilige Landessprache, die ihnen erlaubte, mit dem gemeinen Volk über religiöse Angelegenheiten zu sprechen.  

Es lässt sich aus obenstehendem folgern, wie sehr die Waldenser geeignet waren, in der niederrheinischen Gegend den Boden für die Aufnahme der Reformation vor allem in den Städten vorzubereiten. Als die Kirchen Erneuerung ins Leben trat verschwand ihr Name am Niederrhein, was als ein Beweis dafür gelten kann, dass sie sich derselben angeschlossen hatten.  

Die Beghinen und Begharden Höfe am Niederrhein  

Der Drang nach inniger Religiosität machte sich aber auch noch in etlichen anderen Erscheinungen breit, welche am Niederrhein der Reformation den Boden bereitet haben. Die Mönche und Nonnen die in Untätigkeit und Müßiggang lebten und durch strenge Gelübde vom Verkehr ausgeschlossen waren, erhielten zuerst mit den Betreibern der Beghinen und Begharden Höfe in den Niederlanden Zulauf.  

Diese verbreiteten sich von dort im 13. Jahrhundert weiter an den Niederrhein. Sie waren Mitbewerber um die Seligkeit die man sich vom Klosterwesen versprach. Seit dem 14. Jahrhundert zeigte sich diese Veränderung auch in den Brüdern des gemeinsamen Lebens. 

Die Beghinen und Begharden waren zu einem andächtigen und frommen Leben geneigte Männer und Frauen. Sie lebten gemeinsam, in teilweiser Gütergemeinschaft, unter einem erwählten Meister oder einer Meisterin, ohne bindende Gelübde und sorgten durch das Spinnrad, den Webstuhl und andere Handwerke fleißig für ihren Unterhalt.  

Sie versuchten innere Herzensfrömmigkeit zu pflegen, den Kranken zu dienen und standen beim Volk, sofern und solange sie sich von schwärmerischer und sittlicher Ausartung fernhielten, in ausgesprochener Gunst.  

Die Brüder des gemeinsamen Lebens am Niederrhein  

Freikirche am Niederrhein

Im Gegensatz dazu bildeten die Brüder des gemeinsamen Lebens, auch Brüder des guten Willens genannt, eine freie, nicht klösterlich geschlossene Vereinigung in völliger Gütergemeinschaft, zur Darstellung und Verbreitung eines praktisch christlichen Lebens nach apostolischen Vorbild ab.  

Ihre Vereine sind zurückzuführen auf Gerhard Groth zu Deventer, geboren 1340, der Jünglinge um sich scharte, um ihnen die Liebe zur Frömmigkeit und zu heilsamer Arbeit, besonders zum Bücher abschreiben, zu lehren. Den Gedanken des gemeinsamen Lebens und Arbeitens nahm sein Schüler Florentinus auf.

Ihr eifriges Bibel Studium, zu dessen Verbreitung sie auch Schulen errichteten, machte sie im 15 Jahrhundert zu Trägern und Verbreitern des christlichen Lebens in den Niederlanden im Rheinland und in Westfalen, wo sie mit ihren Brüderhäusern Orte besaßen, die der Reformation sehr dienlich waren. Ihnen gehörten die erleuchteten und frommsten Männer des 15. Jahrhunderts an.  

Für diese Streben nach innerer, persönlicher Religiosität und nach schriftgemäßem Christentum ging mit der Reformation die Sonne auf. Im Gegensatz zu der Lehre, dass man sich durch Werke und kirchliche Leistungen die Seligkeit verdienen müssen, richteten die Reformatoren wieder den evangelischen Grundsatz auf, dass der Mensch gerecht und selig wird durch den Glauben an Jesus Christus und dessen offenbarte Gnade Gottes aus welcher die guten Werke hervorgehen.  

Der Forderung der Kirche, ihre Lehre unbedingt und allein zu glauben, stellten sie die Heilige Schrift, das Wort Gottes und dabei besonders die Worte des neuen Testamentes als einzige und alleinige Norm und Quelle des christlichen Glaubens und der christlichen Erkenntnis gegenüber.  

Ketzerverfolgung und Religionskriege  

Wenn aber diese Grundsätze zur Geltung gelangen, so war es und den damaligen Bestand der Kirche geschehen. Dort wo sie bei den Waldensern und den anderen Kreisen und Personen auftraten da wurden sie als Ketzer hingerichtet und ihre Vertreter mit Feuer und Schwert verfolgt und vertilgt.  

Die Ketzer Verfolgungen des Mittelalters waren aber nur kleine Vorspiele zu den Vergewaltigungen und Unterdrückungsversuchen, zu denen sich die herrschende Kirche unter Mitwirkung der ihr treu gebliebenen weltlichen Machthaber, an ihrer Spitze die Kaiser, vor allem der Spanier Karl der V., aufraffte.  

Der Geist des Evangeliums  

Es hat furchtbare Kämpfe und Kriege bedurft, bis man zur Einsicht und Erfahrung kam, dass sich der Geist des Evangeliums nicht bekämpfen lässt. Durch all diese tiefen Drangsale hindurch, wurde die evangelische Kirche im Feuer gestählt und von mancherlei Schlacken befreit und so bis zur Gegenwart gerettet.  

Dass die evangelische Kirche jemals erliegen könnte, ist undenkbar, solange sie auf Jesus Christus und den Aposteln als Grundlage beharrt. Auf diese Grundsätze sollte sich jede christliche Kirche berufen, wenn sie die Stürme der Zeit überstehen möchte. Denn das Herrn Wort bleibt in Ewigkeit! So fühlt euch berufen es in eurer Zeit in Tat und Leben umzusetzen. Die Worte die ich rede, sie sind Geist und sie sind Leben. Johannes 6,63, spricht der HERR. 

Quelle: Autor: Pfarrer Demmer. Von der Geschichte der Reformation am Niederrhein und der Entwicklung der evangelischen Kirche daselbst bis zur Gegenwart.